Clker-free/Pixabay

Das Projekt USA feiert den 250. Geburtstag – Was Sie über die Unabhängigkeitserklärung von 1776 wahrscheinlich nicht wussten

Abonnieren Sie BeuronBerlin.
Davor sitzt immer ein schlauer Kopf.

Nächstes Jahr, am 4. Juli 2026, feiern die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) den 250. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit. 

Thomas Jefferson, einer der bedeutendsten Gründerväter der USA, hatte vor einem Viertel Jahrtausend die Vision, dass ein von Großbritannien unabhängiger Staat auf dem Gebiet des nordamerikanischen Kontinents zu den großen Mächten der Welt zählen werde. 

So kam es, obwohl es erst nicht danach aussah. Die berühmte„Declaration of Independence (Unabhängigkeitserklärung)“ wurde im Juli 1776 in der Rubrik „Vermischtes“ einer danach eingestellten Zeitschrift veröffentlicht.

Nordamerika im 18. Jahrhundert

Die Welt von Jefferson war eine andere als heute. Er und seine Zeitgenossen glaubten z.B. noch, dass auf dem für Europäer weithin unbekannten nordamerikanischen Kontinent Mammute lebten.

Thomas Jefferson schrieb über das Tier/Foto: Membeth

Mehr als 80 Prozent Nordamerikas besiedelten die indigenen Indianer. Ein Großteil des Kontinents war unbekannt. In den 13 britischen Kolonien lebten nur zwei Millionen Einwohner. Diese besaßen eine halbe Million Sklaven. 

In einer Karte des englischen Generals werden alle Gebiete westlich der Appalachian Montains als „Reserved For The Indians“ bezeichnet.

Karte des britischen Generals Thomas Gage von 1766

Am unteren Ende der Karte ist Florida zu sehen, rechts oben Neufundland, seit 1497 die erste britische Kolonie in Nordamerika.

Unglücklicher König George III.

Die Unabhängigkeit der britischen Kolonien fiel in die Regentschaft von König George III. (1738-1820). George war ein vielseitig interessierter Mann, der aber wenig Fortune und eine schlechte Gesundheit hatte.

Die meisten Kolonisten waren bis in die 1770er Jahre noch zufriedene Untertanen Ihrer Majestät geweseb. Dann sollten sie aber Steuern an London zahlen, u.a. auf Tee. Das war der Anfang vom Ende.

Im Jahr 1773 fand die Boston Tea Party statt, bei der aufgebrachte Kolonisten öffentlichkeitswirksam den zu besteuernden Tee über Bord warfen.

Foto: Marielle Sondhof

Auch Ihr Berichterstatter warf in Boston (symbolisch) eine Kiste mit Tee in den Atlantik. Hunderte tun dies täglich im Rahmen einer empfehlenswerten Tour durch ein rekonstruiertes Handelsschiff aus dem 18. Jahrhundert.

George ärgerte das seinerzeit sehr. Die verschärften Sanktionen gegen die Untertanen in Nordamerika führten 1775 zum Krieg. Er dauerte achte Jahre und endete 1783 mit der Niederlage Großbritanniens.

Im zweiten Kriegsjahr unterschrieben 56 Delegierte des Kontinentalkongresses aus den 13 Kolonien die Unabhängkeitserklärung. Unter ihnen befanden sich fast alle großen Namen der US-Geschichte.

Symptom einer Zeitenwende

Die Ereignisse in Nordamerika waren wie die französische Revolution von 1789 eine Folge der Aufklärung, einer um das Jahr 1700 einsetzenden Entwicklung, die im rationalen Denken den Motor der Menschheitsentwicklung erkannte. Sie erschütterte die moralischen und gesellschaftlichen Fundamente des bis dahin bestimmenden europäischen Absolutismus, der auf Glaube und Abstammung basierte.

Der Thomas Jefferson zugeschriebene entscheidende Absatz der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 enthält revolutionäre Passagen, formuliert in zeitloser Eleganz.

We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.

Wir halten es für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveränderlichen Rechten versehen sind, und dass dazu das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück gehören. (Übersetzung von H.S.)

Dabei darf nicht vergessen werden, dass die meisten Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung Sklavenhalter waren. Das „All Men Are Created Equal“ meinten sie nicht so, wie es heute verstanden wird.

Thomas Jefferson ließ sich auch während der Arbeit an dem Text auf seiner Plantage von dem 14-Jährigen Sklaven Robert Hemmings bedienen, einem Bruder seiner Frau Mary Hemmings. Erst 1794 konnte sich Robert Hemmigs „freikaufen“.

Thomas Jefferson und sein Diener Robert Hemmings in der Bildmitte
Montage: „The Atlantic“, Dezember 2025

Die Unabhängigkeitserklärung hatte keine rechtliche, aber eine große symbolische Bedeutung. Das Dokument enthält zudem 17 teils banale Beschwerden gegen George III. Darunter die Klage, dass Großbritannien „wilde“ indianische Stämme gegen die Kolonisten aufgewiegelt habe.

Verfassung und Grundrechte

Allerdings hatte die  Unabhängigkeitserklärung großen Einfluss auf die Verfassung von 1784, das zweite Gründungsdokument („Founding Document“) der USA.

We the People of the United States, in Order to form a more perfect Union, establish Justice, insure domestic Tranquility, provide for the common defence, promote the general Welfare, and secure the Blessings of Liberty to ourselves and our Posterity, do ordain and establish this Constitution for the United States of America.

Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, formulieren und etablieren diese Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika mit dem Ziel,  Recht zu setzen, die innere Sicherheit zu wahren, für Verteidigung zu sorgen, die allgemeine Wohlfahrt zu befördern, und die Vorteile der Freiheit für uns und unsere Nachfahren zu sichern, um eine bessere Union zu schaffen.
(Übersetzung von H.S.)

Als drittes Gründungsdokument der USA gilt die „Bill of Rights (Grundrechtekatalog)“ von 1788. Die so genannten „Amendments (Verfassungszusätze)“ garantieren u.a. die Meinungs- und Pressefreiheit und die Unantastbarkeit von Person und Vermögen.

Wie geht es weiter?

Ein Land benötigt keine Verfassung, um ein moderner Rechtsstaat zu sein. Großbritannien ist eine Monarchie geblieben, ohne ein verfassungsähnliches Gesetzeswerk zu besitzen. Andere Länder geben sich schöne Verfassungen, die den Weg in die Diktatur nicht verhindern. Dazu zählt Russland.

Die USA haben nicht die älteste, aber eine der ältesten aktiven Verfassungen der Weltgeschichte. Die Weitsicht der Gründerväter der USA lässt sich daran erkennen, dass sie die Gefahr einer Person wie Trump (eines „Cäsar“) für die US-Demokratie vorhersahen.

Jefferson befürchtete eine übergriffige zentrale Exekutive, gestützt von reichen Oligarchen, und argumentierte für eine starke Rolle der Bundesstaaten als Gegengewicht.

Kopf von Cäsar auf römischem Denar/Quelle: Französische Nationalbibliothek

Alexander Hamilton, ein wichtiger Diskussionspartner von Jefferson, misstraute Politikern, die mit einfachen Parolen den „Pöbel“ aufwiegeln, um an die Macht zu kommen. Entsprechend trat er für Durchgriffsmöglichkeiten der Exekutive ein, um einem Auseinanderbrechen der Union begegnen zu können.

Die Überlegungen von Jefferson und Hamilton mündeten 1807 in ein Gesetz, dessen Konsquenzen bis heute nicht völlig überschaubar sind, den „Insurrection Act“.

Dieses Gesetzt erlaubt es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Land- und Seestreitkräfte zur Niederschlagung interner Aufstände einzusetzen.

Können Donald Trump oder ein Nachfolger so eine Diktatur errichten? 250 Jahre war das für die US-Amerikaner nicht vorstellbar.

Thomas Jefferson sah es zu seiner Zeit gelassen. Er schrieb:

„Where the press is free and every man able to read, all is safe.”

guest

0 Kommentare
Neuestes
Ältestes Meistgewählt
Inline-Rückmeldungen
Alle Kommentare anzeigen
0
Ich würde mich über Ihre Meinung freuen, bitte kommentieren Sie.x