An einem Herbsttag im Jahr 2023 fiel in Neidingen um 11 Uhr der Strom aus. Die meisten merkten das, weil das Internet nicht funktionierte. Nach einiger Zeit standen alle Anwohner auf der Straße und sahen sich ratlos an. Niemand wusste, was die Ursache war. Hatten die Russen angegriffen? Telefone und Handys waren ohne Empfang.
Der renommierte Katastrophenforscher Prof. Voss vom Potsdamer Institut für Katastrophenschutz bewertete in einem Interview mit dem Deutschlandfunk die Vorbereitung auf Krisenfälle in Deutschland mit einer glatten Sechs, also „ungenügend“.
Das ändert sich gerade. Anfang 2025 stellte die Bundesregierung die Neufassung des „Operationsplan Deutschland“ vor. Das Dokument selbst ist geheim. Aber es ist eine umfassende Reaktion auf die neue geopolitische Lage in der Welt. Die Autoren sprechen erstmals offen von einer „Ostflanke“, die es gemeinsam zu verteidigen gilt. Diese Aussage fand trotz der radikalen Abkehr von der Vergangenheit kein großes Medienecho.
Wir sind angesprochen
Auch eine zweite Sache kommentierten die Medien kaum. Der neue Verteidigungsplan gilt nicht nur für die Bundeswehr. Wesentliches Ziel ist die Stärkung der Resilienz der Zivilbevölkerung. Konkret: Wir alle müssen uns auf die neue Lage, inklusive auf einen Krieg einstellen und Vorbereitungen treffen.
Damals in Neidingen gab es übrigens nach etwa einer Stunde wieder Strom.
Reale Kriegsgefahr
Russland hat auf eine Kriegswirtschaft umgestellt. Nach drei Jahren Krieg gegen die Ukraine und ungeheuren Verlusten gibt sich Diktator Putin unbeirrt. Am 20. Juni 2025 erklärte er, die gesamte Ukraine werde in jedem Fall an Russland fallen, egal zu welchen Kosten. Wenn man diesmal, anders als vor der angekündigten Invasion der Ukraine, seine Reden ernst nimmt, dann werden weitere europäische Länder angegriffen. Genannt hat Putin in der Vergangenheit u.a. Rumänien, Bulgarien und die baltischen Staaten. Das löst § 5 des NATO-Vertrags aus, in dem sich die Vertragsstaaten gegenseitige Hilfe garantieren.
Der Angriff Russlands auf Deutschland und Europa ist möglich geworden.
Rekrutierungsplakat in Moskau, Quelle: Tagesspiegel
Für die steigende Kriegsgefahr sorgt besonders der mögliche Rückzug der USA aus Europa und der NATO. Wie die Ukraine leider gezeigt hat, ist ein russischer Angriff immer auch ein Angriff auf zivile Energieinfrastruktur und die Zivilbevölkerung.
Krieg und Frieden
Im Kriegsfall ist der Zivilschutz Sache des Bundes. Im Frieden ist der Katastrophenschutz dagegen Sache der Länder. Die Bereiche überschneiden sich. Wenn ein Land hybride Angriffe auf die nationale Infrastruktur ausübt, ohne das offiziell ein Krieg erklärt wurde, sind Zivil- und Katastrophenschutz deckungsgleich.
Im Prinzipt ist es sinnvoll, dass eine Krise dort bewältigt wird, wo sie auftritt. Die föderale Struktur der Bundesrepublik macht die Umsetzung dieses Prinzips einfach. Solange eine Katastrophe nicht das gesamte Bundesgebiet erfasst, sind die staatlichen Stellen vor Ort in der Verantwortung.
Das gilt auch bei einem Stromausfall, der gravierende Konsequenzen mit sich bringt. Denn ohne Strom geht kaum noch etwas. Dann fehlt nicht nur das Internet. Das Licht geht aus. Die Heizung, der Kühlschrank fallen aus. Toiletten können nicht benutzt werden, weil Wasserpumpen nicht mehr arbeiten. Supermärkte schließen. Tankstellen sind zu. Bankautomaten funktionieren nicht. Unternehmen schicken ihre Belegschaft nach Hause.
Die Folgen eines längeren Stromausfalls sind in einer Ausarbeitung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) aus dem Jahr 2019 anschaulich beschrieben. Wer es spannend haben will, liest „Blackout“ von Marc Elsberg.
Blackout unwahrscheinlich, aber möglich
BeuronBerlin hat mit Behörden, Forschungseinrichtungen und Unternehmen gesprochen. Alle sagen, dass das Unerwartete immer kommen kann. Das in Deutschland stark „vermaschte“ Stromnetz sei jedoch gegen einen längeren Stromausfall gut gesichert. Leitungen und Infrastruktur sind redundant vorhanden. Bei dem Kommunikationsnetz sei die Gefahr eines längeren Ausfalls größer.
Regionale Stromausfälle über mehrere Tage hat es in Deutschland aber schon gegeben. Zuletzt im Winter 2005 in Münsterland, als Strommasten durch Schneedruck zusammenbrachen. In der Regel kann die Versorgung bei Ausfällen aber bald wiederhergestellt werden.
Trotzdem, die Gefahr sogenannter kaskadierender Stromausfälle ist gestiegen. Damit ist gemeint, dass ein Problem an einer Stelle des Systems wie beim Domino-Effekt weitere Probleme auslöst, die dann in der Summe nicht mehr beherrschbar sind.

Foto: Harald Sondhof
Ein Risiko: Der Anteil von Wind- und Sonnenenergie an der gesamten Stromproduktion wächst. Daher wird es immer anspruchsvoller, die natürlichen Schwankungen dieser Energieträger im Übertragungsnetz zu kontrollieren. Das gilt u.a., solange keine Batteriegroßspeicher als Puffer zur Verfügung stehen. Die gibt es in Deutschland auf absehbare Zeit nicht.
Der Bund
Deutschland hat kein nationales Zivilschutzministerium. Das ist ein Unterschied zu den USA, Russland und vielen anderen Länder. Dort gibt es nationale Behörden, die im Krisenfall vor Ort das Krisenmanagement übernehmen. Das Bundesministerium des Innern ist in Deutschland das zuständige Ministerium für das Thema Zivilschutz, auch wenn der Begriff nicht im Namen auftaucht.
Der Bund finanziert zudem nationale Einrichtungen, die im Krisenfall von den Bundesländern in Anspruch genommen werden können. Die wichtigsten sind das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Technische Hilfswerk (THW).
Das BBK
Das BBK wurde in der heutigen Form 2004 gegründet. Es hat seinen Sitz in Bonn. Eine zentrale Aufgabe des BBK im Krisenfall ist es, die Bevölkerung zu warnen.
Bund und Länder nutzen für die Krisenkommunikation das Modulare Warnsystem (MoWaS), ein satellitengestütztes Warn- und Kommunikationssystem. Es bildet die technische Grundlage für den Warnmittelmix, mit dem die Bevölkerung im Fall des Falles erreicht werden soll.
Die Sirenen auf Hausdächern gehören weiterhin zu diesem Mix. Da sie aber nicht mehr flächendeckend vorhanden sind, können sie nur lokal oder regional warnen. Gleiches gilt für Meldungen der Rundfunksender, die nicht ständig von allen gehört werden. Warnhinweise für das gesamte Bundesgebiet werden über die NINA-App des BBK und Cell Broadcast versendet.
NINA und Cell Broadcast
NINA, die Warn-App des BBK, sollte auf jedem Mobiltelefon installiert sein (oder eine der anderen Apps mit ähnlichen Funktionen). Die App kann vor unterschiedlichen Bedrohungen warnen und enthält eine Reihe von Empfehlungen für den Ernstfall. Die App aggregiert Meldungen aus verschiedenen Quellen, u.a. vom Deutschen Wetterdienst. NINA warnt auch bei Stromausfall.

Quelle: NINA-App
Auf Anfrage von BeuronBerlin antwortete das BBK allerdings, dass die Informationsseite der deutschen Stromnetzbetreiber nicht eingebunden ist. „Das hier abgebildete Themenfeld fällt nicht in den Bereich des Bevölkerungsschutzes.“
Das ist nicht ganz verständlich.

Screenshot: Harald Sondhof
Auf der Seite wird angezeigt, ob ein Stromausfall schon an einen Netzbetreiber gemeldet wurde, und wann die Störung voraussichtlich behoben ist. Neben den vier großen Übertragungsnetzbetreibern teilen sich 866 Verteilnetzbetreiber den deutschen Markt. Die meisten sind auf der Webseite vertreten.
Weil NINA bisher nicht ausreichend verbreitet ist, hat das BBK 2023 mit Cell Broadcast einen SMS-basierten Warndienst eingerichtet, der von allen mobilen Telefongeräten empfangen werden kann. „Mit keinem anderen Warnkanal können wir mehr Menschen direkt erreichen“, schreibt das BBK auf seiner Webseite. Am bundesweiten Warntag am 12. September 2024 konnte fast die gesamte deutsche Bevölkerung zeitnah über einen Probealarm informiert werden.
Quelle: BBK
Aber wer kennt nicht die Catch 22-Situation: Das Internet funktioniert nicht, aber Kontakt zu den Internetbetreibern gibt es nur über das Internet. So ist es auch mit NINA, der Störungsauskunft und dem Mobilfunk. Solange die Handy-Batterie reicht, erreichen Informationen die Menschen. Aber auch nur dann, wenn die Sendemasten der Mobilfunknetzbetreiber noch Strom haben.
Wer hilft in der Krise vor Ort?
Das THW
Das THW ist wie die BBK eine Bundeseinrichtung. Sie ist mit der Beschaffung und Bereitstellung von technischem Geräte im Krisenfall beauftragt. Die Empfänger der technischen Unterstützung sind die Bundesländer und andere Behörden.
Das THW können staatliche Stellen auf unterschiedlichen Ebenen anfordern. Dafür gibt es sogar einen Leitfaden, der erklärt, wie das geht.
Das THW hat etwa 90.000 Helfer, bis auf 2.000 sind alle ehrenamtlich tätig. Die technische Expertise ist umfangreich und laufend gefordert. Denn das THW ist regelmäßig im In- und Ausland im Einsatz.
Das THW unterstützt auch die Ukraine. Zwar werden keine Einsatzkräfte in das Kriegsgebiet entsendet. Aber über die ukrainischen Partner dürfte das THW eine Menge Kriegs-Erfahrung aus erster Hand sammeln.

Quelle: THW
Bei einem Stromausfall kann auf Ressourcen der Fachgruppe Elektroversorgung des THW zugegriffen werden. Solche spezialisierten Fachgruppen gibt es auch für Infrastruktur, Schwere Bergung, Trinkwasserversorgung, usw.
Das THW kooperiert mit den Hilfsdiensten, die praktisch überall in Deutschland Standorte besitzen.
Die nationalen Hilfsdienste
Die großen Hilfsorganisationen sind gemeinsam mit den Feuerwehren ein zentraler Baustein der Katastrophenhilfe. Die fünf größten sind in die Kommunikationsstrukturen des BBK eingebunden: DRK, Johanniter, Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser und DLRG.
Sie haben im November 2024 vom BBK den expliziten Auftrag erhalten, „die Resilienz und praktischen Fähigkeiten der Bevölkerung zur Selbst- und Fremdhilfe im Zivilschutz und Katastrophenfall bis zum Eintreffen professioneller Hilfskräfte zu steigern und sie zu deren weiteren Unterstützung zu befähigen.“
Dazu haben die Hilfsorganisationen eine Reihe von neuen Kursen entwickelt Das Schulungsangebot hat den etwas klobigen Namen „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten EHSH“. Das Training unterscheidet sich inhaltlich vom Erste-Hilfe-Kurs, der für einen Führerschein absolviert werden muss.
EHSH ist gut
Mitte 2025 sind die Kurse in der Bevölkerung kaum bekannt. Nicht einmal der örtliche Vertreter des DRK empfahl einen EHSH-Kurs, als BeuronBerlin nach entsprechenden Angeboten fragte. Die Recherche ergab, dass es im Raum Sigmaringen keine Präsens-Kursangebote für EHSH gibt. Allerdings bieten die Johanniter einen Online-Kurs an.

Quelle: Harald Sondhof
BeuronBerlin kann bestätigen, dass sich die Teilnahme lohnt. In anderen Ländern werden solche Kurse zum Teil schon in Schulen regelmäßig durchgeführt.
Die Feuerwehren
Das Schutzkonzept sieht vor, dass die Kreisfeuerwehrverbände lokal Hilfe bei Katastrophen leisten. Für Beuron ist der nächste Standort des Kreisfeuerwehrverbands Sigmaringen in Leibertingen. BeuronBerlin kontaktierte die neue Vorsitzende Daniela Stoppel. Sie antwortete innerhalb von zwei Monaten nicht auf eine E-Mail-Anfrage.
Hoffentlich tut sie das im Krisenfall.
Aber auch eine kleine Gemeinde wie Beuron verfügt über eine eigene Feuerwehr. Sie ist der erste Ansprechpartner im Katastrophenfall. Der Feuerwehrkommandat gilt als kompetent und erfahren. Die Feuerwehr kann helfen, wenn es darum geht, ältere Bewohner zu Verwandten oder Freunden zu bringen. Sie verfügt an zwei Standorten über mehr als 20 Mitglieder, die mobilisiert werden können. Es gibt ein Notstromaggregat, das die Kommunikation mit den überregionalen Stellen über das digitale BOS am Laufen halten kann.
Aber viel mehr Möglichkeiten gibt es nicht. Die Feuerwehr hat keine Lebensmittel gelagert. Sie kann kein Trinkwasser für die Beuroner Bevölkerung bereitstellen.
Außerdem ist unklar, wie die Feuerwehr bei einem Ausfall der Kommunikation von Bürgern erreicht werden kann. Die Gemeinde Beuron besteht aus fünf Teilorten entlang der Donau. Man müsste wohl zu den Feuerwehrstandorten fahren, wenn Mobilfunk und Internet nicht funktionieren.
Die letzte Test einer Notfallkommunikation mit Amateurfunkern im Kreis Sigmaringen ist mehrere Jahre her. Die Ergebnisse waren laut Teilnehmern ernüchternd: Man unterhielt sich über Handys, weil die Verbindung der verschiedenen Kanäle nicht funktionierte.
Viele ehrenamtliche Helfer
Im Katastrophenfall stehen im THW, in den Hilfsdiensten und den Feuerwehren insgesamt mehr als drei Millionen Helfer und Helferinnen bereit. Die meisten davon sind ehrenamtlich tätig.
Quelle: BeuronBerlin-Recherche
Wie zuletzt die Flutkatastrophe im Ahrteil gezeigt hat, ist die private Bereitschaft zur Hilfe, wenn es darauf ankommt, riesengroß. Das ist ermutigend. Der Fehler lag damals bei der mangelhaften Krisenvorbereitung. Das darf nicht passieren.
Die Krisenvorbereitung
Unabhängig von den EHSH-Kursen gibt es zahlreiche Empfehlungen zur Vorbereitung auf Krisensituationen, die jeder kennen sollte. Die Checklisten des BBK sind hilfreich und umfassend. Darin geht es z.B. um Vorratshaltung und die Dokumentation von Dingen, die wichtig sein können wie die Passnummer, Bankverbindungen etc. Die meisten Maßnahmen sind auch im Alltag sinnvoll.
Über die NINA-App sind all diese Checklisten und Empfehlungen für jedermann leicht zugänglich.
Ein große Lücke im Zivilschutz sind die fehlenden Schutzräume.
Das BBK hat im Juni 2025 die Schaffung von einer Million Schutzplätzen angekündigt. Dies soll schnell umgesetzt werden. Schon vorhandene Tunnel, Tiefgaragen und andere geeignete Infrastruktur sollen genutzt werden. Die Bevölkerung soll in diesen öffentlichen Räumen notfalls auch übernachten können. Es soll Nahrung, Toiletten, vielleicht auch Feldbetten geben.
Nach Auskunft des Innenministeriums Baden-Württemberg wird zum Jahresende mit konkreten Vorgaben des BBK gerechnet.
Das Krisenmanagement
Gehen wir einmal davon aus, dass es so etwas sie einen überregionalen Stromausfall gibt. Die Verantwortung für die Reaktion auf den Krisenfall haben die Behörden des jeweiligen Bundeslandes, in erster Linie die Landratsämter.
Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021, einem bekannten Krisenfall, haben die politisch Verantwortlichen versagt. Auf der Ebene der Landesregierung reagierten die übergeordneten Stellen, u.a. der Innenminister, spät, weil sie angeblich nichts wussten. Gegen den vor Ort zuständigen Landrat wurde sogar wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Tötung ermittelt.
Ist Baden-Württemberg besser aufgestellt?
Innenministerium Baden-Württemberg
Baden-Württemberg gehört zu den vier Bundesländern, die in jüngster Zeit das Konzept lokaler Notfalltreffpunkte eingeführt haben. Die vom Land ausgerüsteten 600 Treffpunkte sind auch bei Stromausfall erste Anlaufstelle für die Zivilbevölkerung.

Quelle: Innenministerium Baden-Württemberg
Das ist State of the Art. In vielen Krisenregionen der Welt gibt es solche Notfalltreffpunkte.
In Deutschland ist das Konzept neu. Die zuständige Abteilung im Innenministerium in Baden-Württemberg hatte bei der Entwicklung eine federführende Rolle in Deutschland. Das Land orientierte sich an internationalen Erfahrungen. Unter anderem gab eines einen Austausch mit den entsprechenden Behörden in der Schweiz, wie der zuständige Referatsleiter im Innenministerium sagte.
Das Land hat die Mittel für die 600 Sets als Muster für den Betrieb weiterer Notfalltreffpunkte auf kommunalter Ebene bereitgestellt. Seit Anfang 2025 wird das Progamm in der Fläche ausgerollt. Es sollte im gesamten Bundesgebiet zum Standard werden.
Die Regierungspräsidien
Die Regierungspräsidien sind in Baden-Württemberg als höhere Katastrophenschutzbehörden für die Umgebung kerntechnischer Anlagen und für Aufgaben, die sich über einen Land- oder Stadtkreis hinaus erstrecken, verantwortlich.
Aktuell koordinieren sie die Verteilung der Ausrüstung für die Notfallstützpunkte. Das Regierungspräsidium Tübingen erklärt auf Anfrage von BeuronBerlin: Die Anträge für (die Ausrüstungspakete) sind von den Gemeinden bei den Landratsämtern zu stellen. Dann werden sie über uns weiter an das Innenministerium gesteuert. Die Muster-Sets für die Notfalltreffpunkte gehen bei der Auslieferung an die Gemeinden diesen Weg entsprechend zurück.
Hier, bei den Regierungspräsidien, endet aktuell die Mobilisierung des Zivil- und Katastrophenschutzes.
Landratsamt Sigmaringen
Im Katastrophenfall bildet das Landratsamt Sigmaringen einen Krisenstab. Dieser wird von der Landrätin geleitet, die die Verantwortung für das Krisenmanagement hat. Auch die Krisenvorbereitung gehört dazu.
Die Notwendigkeit, die EHSH-Kurse bekannter zu machen, sieht der Landkreis nicht. Der Pressesprecher erklärt auf Nachrage: „Sie werden bundesweit durch die Hilfsorganisationen angeboten und beworben.“ Was die Bewerbung von Präsenzkursen im Landkreis Sigmaringen angeht, ist dies falsch.
Auf die Frage nach ergänzenden Empfehlungen für die kleinen Gemeinden im Landkreis wird das Konzept der Notfalltreffpunkte nicht erwähnt. Es heißt lediglich generisch:“Landkreis und die Gemeinden stehen in ständigem Austausch .“
Gemeinde Beuron
Eine kleine Gemeinde wie Beuron hat nur wenige Amtspersonen. Für sie hat das Innenministerium Baden-Württemberg eine Handreichung „zur Stabsarbeit in der Gefahrenabwehr und zur Krisenbewältigung“ erarbeitet.
Zu den Maßnahmen, die in dem Dokument genannt werden, gehört u.a., dass die „Gemeinden besondere organisatorische Vorkehrungen treffen und Alarm- und Einsatzpläne zu unterschiedlichen Szenarien bereithalten.“ BeuronBerlin hat im Mai 2025 in der Gemeinderatssitzung die Frage gestellt, ob die Gemeinde Beuron diese Planung vorgenommen hat.
Die Frage wurde mit der Aussage, man „stehe im Austausch“ beantwortet, also nein.
Es tut sich viel, aber nicht in der Bevölkerung
Nach dem Wegfall der sowjetischen Bedrohung erlebte der Zivilschutz in Deutschland einen erheblichen Rückbau. In den letzten beiden Jahren wird er mit wieder stark aufgebaut.
Das BBK ist dafür ein Beispiel. Das Bundesamt hat sich am 1. Juni 2025 eine neue Struktur gegeben, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. In manchen Kästchen des neuen Organigramms steht hinter dem Namen noch das Kürzel „m.d.W.d.G.b.“, also „mit der Wahrnehmung der Geschäfte betraut“. Personell und inhaltlich ist die Reorganisation offenbar nicht ganz abgeschlossen.
Das fehlende Schutzraumkonzept und die geringe Mobilisierung der Bevölkerung stellten derzeit noch die größten Lücken in der Vorbereitung auf einen Katastrophenfall dar.
Quelle: Berliner Luftschutzbunker
Vor allem muss jedem bewusst sein, dass wir selbst helfen müssen, bis professionelle Hilfe eintrifft. Die kann nicht überall und jederzeit verfügbar sein.
Bisher gilt die private Vorbereitung auf Krisen als „Preppertum“. Schlecht beleumundet. Dabei müssten Bürger, die sich auf die Hilfe von Mitbürgern vorbereiten, im Gegenteil unterstützt werden.
Beuron hat Vorteile
Auf dem Land, wie in Beuron, sind Katastrophen leichter zu überstehen als in der Stadt. Dafür gibt es viele Gründe.

Quelle: FAZ
Im schwäbischen Beuron hilft z.B., dass die hiesigen Hausfrauen immer einen gewissen Vorrat an Lebensmitteln im Keller haben.
Und viele von uns haben einen alten Gewölbekeller unter dem Haus, der von dicken Steinwänden umgeben ist. Außerdem kennen einige noch die Felshöhlen, in denen man sich bei dem Einmarsch der Franzosen im Frühjahr 1945 versteckte.
Das ist schon mal eine gute Basis.