Die Asiatische Hornisse kommt ins Obere Donautal – in Berlin gibt es die invasive Art schon

Als Hobby-Imker in Neidingen bin ich beunruhigt. Im Dezember 2024 berichtete die BILD von einem Angriff Asiatischer Hornissen auf ein Bienenvolk im Ruhrgebiet. Killer-Hornissen fressen Imker 20.000 Bienen weg, so die Überschrift. Das ist ungefähr der Bestand eines starken Volkes von Honigbienen am Ende eines Jahres.

In den letzten Jahren ist die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) dem Oberen Donautal immer nähergekommen. In Spanien und Frankreich gibt es sie schon länger. In Berlin wurde 2023 ein Nest in einem Baum vor dem Rathaus Schöneberg entfernt. Im Saarland, in Niedersachsen, in Rheinland-Pfalz und in Hessen wurden sie auch nachgewiesen. Erste Sichtungen gab es letztes Jahr im Schwarzwald. Pro Jahr erweitert sich ihr Verbreitungsgebiet um etwa 80 Kilometer. Das Obere Donautal werden sie nach Ansicht von Experten in diesem Jahr erreichen.

Ich begann zu recherchieren. Und fand heraus, dass leider noch unklar ist, was diese neue invasive Art für unsere heimischen Honigbienen am Ende bedeutet.  

Was ist die Asiatische Hornisse?

Die Asiatische Hornisse ist eine Wespenart. Asiatisch klingt nach gelber Gefahr, also China. Hornissenstiche sollen Menschen töten können. Beides ist falsch. Tatsächlich ist die Asiatische Hornisse in Südostasien heimisch, das ist ein Gebiet, das neben dem Süden Chinas die Insel Taiwan, den Osten Indiens entlang des Westrands des Himalaya, Malaysia und die Inselwelt Indonesiens umfasst.

Quelle: Otto Boecking/LAVES

Anders als viele denken, sind Hornissen nicht gefährlicher als Honigbienen. Ihr Stich ist schmerzhaft, aber nur für Allergiker gefährlich. Wer ihnen auf Abstand bleibt, hat nichts zu befürchten. Die Asiatische Hornisse ist eine kleine Verwandte der Europäischen Hornisse (Vespa crabro), die in Deutschland und Zentraleuropa heimisch ist. Und die als gefährdete Art unter Naturschutz steht.

Die Königinnen der Asiatischen Hornisse sind etwas kleiner als die heimischen Hornissen. Sie können bis zu vier Zentimeter groß werden. Die am meisten gesehenen Arbeiterinnen erreichen etwa zweieinhalb Zentimeter. Eigentlich keine Größe, die Angst einflössen muss.

Zum Glück handelt es sich der neuen invasiven Art nicht um die Asiatische Riesenhornisse. Diese ist weitaus gefährlicher. Sie hat eine Flügelspanne von acht Zentimetern, eine Körperlänge von 5,5 cm und ihr Stachel ist 6 mm lang.

Die asiatische Riesenhornisse (Quelle: R. Schmidt)

Die Riesenhornisse kann mehrfach zustechen, da ihr der Stachel beim Stich in den Gegner erhalten bleibt. Außerdem greift selten nur eine Hornisse an. Dies kann beim Menschen zu lebensbedrohlichen Problemen führen. Denn mit jedem Stick wird erneut das Gift Acetylcholin injiziert. Schwere allergische Reaktionen können die Folge sein, die in einigen Fällen bis zum Tod führen.

Aber, wie gesagt, es gibt die Asiatische Riesenhornisse hier nicht.

Die Asiatische Hornisse kommt aus Frankfurt

Aber auch die Asiatische Hornisse war nicht in Deutschland heimisch. Erstmals wurde eine Königin im Jahr 2004 in Frankfurt a.M. gefunden. Gentests bei später gefangenen Hornissen belegen, dass alle Nachkömmlinge von dieser einen Einwanderin stammen. Ihre Nachkommen haben sich schnell in Europa verbreiten können.

Dabei hat geholfen, dass sie nur wenige natürliche Feinde hat. Die Volksentwicklung ist ganz anders als bei der Honigbiene. Und interessant.

Die Asiatische Hornisse baut zwei Arten von Nestern im Jahresverlauf. Im Frühjahr errichtet die Jungkönigin in Eigenarbeit ein nur faustgroßes Gründungsnest (Primärnest). Meist sucht sie sich einen Platz in Schuppen oder Sträuchern, jedenfalls in Bodennähe. Erst wenn das Nest im Juni fertig ist, beginnt sie mit der Ablage von Eiern, aus denen dann Arbeiterinnen schlüpfen.

Im Sommer bauen diese dann Filialnester (Sekundärnester).  Die hängen meist in mehr als zehn Metern Höhe in Bäumen. Das Einflugloch befindet sich seitlich am kugelförmigen Nest, was ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber den heimischen Hornissen ist. Deren Nester nehmen keine Kugelform an und sind in der Regel unten offen. Die Nester der Asiatischen Hornisse können einen Meter Durchmesser erreichen. In den Sekundärnestern werden bis zu 200 neue Königinnen herangezogen, die dann im folgenden Frühjahr ihrerseits eigene Nester anlegen.

Sekundärnest der Asiatischen Hornisse im Baumwipfel (Quelle: BR 24)

Auch wenn viele der Jungköniginnen den Winter nicht überstehen, diese Form der Fortpflanzung führt zu einer schnellen Vergrößerung des Bestands. Vor allem, wenn die Sekundärnester nicht rechtzeitig entdeckt und entfernt werden.

Im Frühherbst sieht der Beobachter große elliptische Nester mit Völkern von mehreren Tausend Tieren. Es ist ein kleiner Trost, dass die Völker in Südostasien mit bis zu 10.000 Individuen oft deutlich größer werden. Auf der anderen Seite produziert das Volk erheblich mehr Drohnen als Arbeiterinnen, so dass die geschlechtsreifen Weibchen von mehreren geschlechtsreifen Männchen begattet werden. Das erhöht die die Zahl der fortpflanzungsfähigen Jungköniginnen. Im Winter sterben die Völker dann ab, nur die Königinnen leben weiter.

Was bedeutet die EU-Verordnung?                           

Seit 2014 steht die Asiatische Hornisse in der Europäischen Union auf die Liste der invasiven Arten. Der Umgang mit invasiven Arten ist in einer EU-Verordnung geregelt, kurz IAS-VO genannt. Sie sieht drei Stufen vor: die Prävention, die Früherkennung und das Management. Nachdem die Verbreitung der Asiatischen Hornisse in Europa offensichtlich nicht verhindert werden konnte, gilt jetzt das Gebot der Früherkennung von Völkern.

Wenn ein Nest vermutet wird, muss es gemeldet werden. Jedes Bundesland hat ein eigenes Meldesystem. In Baden-Württemberg müssen Meldungen in dem Portal der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg übermittelt werden. Zu den Meldungen sind alle aufgerufen, die Nester der Asiatischen Hornisse sichten.

Unruhe gibt es wegen des Auftauchens der Asiatischen Hornisse bei Imkern und staatlichen Einrichtungen, die die Biodiversität in der Insektenwelt beobachten.

Denn die Asiatische Hornisse frisst tatsächlich unsere Honigbienen.

Quelle: Christian Vetters

Wie gefährdet sind Honigbienen?

Unstreitig ist, dass Honigbienen eine Proteinquelle für die Asiatische Hornisse sind. Unklar ist, in welchem Umfang. Einige Experten berichten, dass Honigbienen zwar für die Asiatische Hornisse oft ein wichtiger Bestandteil ihres Nahrungsspektrums sind. Eine Zerstörung ganzer Honigbienenvölker finde in der Regel jedoch nicht statt.

Als Generalist nutzt diese Hornissenart ein breit gefächertes Beutespektrum. Die Asiatische Hornisse erjagt außer Honigbienen auch Zweiflügler wie Schmeiß- und Schwebfliegen und andere Wespen. Baumsäfte, Nektar und Fallobst sind weitere Futterquellen.

Quelle: Christian Vetters

Sicher scheint zu sein, dass Bienenvölker in erheblichem Umfang leiden, wenn sich in einem Gebiet viele Nester der Asiatischen Hornisse bilden konnten. Die meiste Beute machen die Hornissen dann am Flugloch der Bienenbeuten. Wenn ein Bienenvolk deswegen in Stress gerät, stellt es die Arbeit ein, verbraucht aber weiterhin Nektar und verhungert.

Es gibt nicht nur in der BILD Berichte, dass die Asiatische Hornisse ganze Bienenvölker gefressen hat. Außerdem vertilgt sie die Europäische, also heimische und geschützte Hornisse.

Was tun?

Was man nicht tun sollte: Nester der Asiatischen Hornisse selbst bekämpfen. Oft wird die Asiatische Hornisse von Laien nämlich mit einheimischen Hornissen verwechselt. Also besser bei einem Imker anrufen oder im Landratsamt und das Nest melden. Wie Behörden im Einzelfall mit einem gemeldeten Nest umgehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei spielen leider auch die Kosten der Beseitigung eine Rolle.

Imker machen keinen Fehler, wenn sie zukünftig die Einfluglöcher ihrer Bienenstöcke so anpassen, dass nur Honigbienen einfliegen können. Wieviel das bringt, kann man vorab nicht sagen. Denn das Jagdgebiet der Asiatischen Hornisse ist der Raum vor dem Einflugloch. Vielleicht lernen unsere Honigbienen irgendwann, sich gegen die Hornisse zu wehren. Die asiatische Honigbiene, die in Japan verbreitet ist, kann das.

Quelle: BR 24

Zuletzt rief ich Frau Dr. Rein von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim an. Sie ist eine Expertin für die Asiatische Hornisse. Viele Fragen seien noch nicht zu beantworten. Welche konkreten Auswirkungen die Verbreitung der Asiatischen Hornisse auf Bienen und die Umwelt habe, müsse man in den nächsten Jahren aufmerksam beobachten. Aufmerksame Bürger sind auf jeden Fall aufgerufen, Nester zu melden. Hier lässt sich das machen.

Übrigens:

Wer mehr über Bienen und die Welt, in der sie leben, erfahren möchte, ist herzlich am Samstag, den 25. Januar 2025 um 16 Uhr in die Neidinger Fallhütte eingeladen. Der Langenbrunner Imker Christian Vetters hält dort einen Vortrag für Nicht-Imker und Imker. Der Eintritt ist frei.

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Burkhard Lege

Danke für den gut recherchierten, interessanten Artikel.

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